Endlich wieder ein Konzert hautnah erleben

Heute habe ich etwas ganz Besonderes vor: mal wieder in ein Konzert gehen! Ja, in ein richtiges Konzert – mit einem unmittelbaren Musikerlebnis – live und in Farbe!!!

Was Anfang letzten Jahres noch völlig normal war und einfach nur davon abhing, ob ich Lust (oder die finanziellen Mittel) hatte, das vielfältige Angebot an kulturellen und musikalischen Veranstaltungen wahrzunehmen, ist in der Corona-Zeit zu etwas ganz Seltenem und Außergewöhnlichem geworden. Hätte mir das jemand vor 18 Monaten gesagt, den hätte ich für verrückt erklärt – gehört das Zusammenkommen für musikalische Veranstaltungen doch seit eh und je zum Menschsein dazu.

Dementsprechend bin ich fast ein bisschen aufgeregt – oder zumindest voller Vorfreude auf das mir bevorstehende Ereignis: Denn ich hatte das Glück, eines der kostenlosen Tickets der Eins:Eins-Konzerte in Bad Salzuflen ergattern zu können. Ich hatte davon in der Zeitung gelesen und fühlte mich spontan angesprochen von dieser Idee. Und konnte direkt einen Termin machen, denn das Ticket war über den Online-Shop auf den Seiten der Staatsbad Salzuflen GmbH sofort und ganz einfach zu buchen.

 

Eine wohltuende Vereinigung von Gesundheit und Kultur

© Staatsbad Salzuflen

Heute um 11:00 Uhr geht es los. Ich könnte Begleitung mitbringen, denn bis zu vier Personen dürfen laut aktuell geltender Corona-Schutzverordnung aus einem Haushalt mit einer Person eines anderen Haushalts (das ist dann der Musiker) zusammentreffen. Aber da mein Mann nicht unbedingt der große Klassik-Freund ist, gönne ich mir die Konzerthalle – wie es schon auf der Webseite angekündigt wird - ganz für mich allein.

Ich möchte dieses Ereignis angemessen zelebrieren. Es macht Freude, sich mal wieder ein wenig „in Schale zu werfen“. Zu wenige Anlässe gab es dazu in letzter Zeit. Das habe ich richtig vermisst. Auch, wenn es im Prinzip keine Zeugen geben wird (außer die Musikerin bzw. den Musiker natürlich), möchte ich der ehrwürdigen Konzerthalle in Bad Salzuflen feierlich gekleidet begegnen. Das sorgt für die passende Stimmung im Vorfeld. So mache ich mich auf den Weg zum Kurpark nach Bad Salzuflen.

Dank der mir vorab postalisch zugestellten Eintrittskarte für den Kurpark kann ich den Haupteingang passieren und mich zum Treffpunkt für die Eins:Eins-Konzerte vor den Eingang der Konzerthalle begeben. Der Weg führt mich vorbei an den imposanten Gradierwerken der Stadt. Nochmal tief durchatmen und meine Lungen mit der spürbar salzhaltigen Luft füllen: Das tut immer gut – ich liebe das… 

 

Die ehrwürdige Konzerthalle

© Staatsbad Salzuflen

Am Eingang werde ich schon von einem Mitarbeiter der Staatsbad Salzuflen GmbH erwartet. Ich trete in das Foyer der Halle, die mich gedämpft, feierlich beleuchtet aufnimmt. Die eindrucksvollen Kronleuchter an der Decke zaubern eine angenehme Atmosphäre in der Stille. Ja, diese Ruhe ist ungewöhnlich für den Besuch eines Konzerts. Normalerweise würde mich hier geschäftiges Treiben erwarten, zur Garderobe eilende Menschen und eine Geräuschwolke aus dem Murmeln vieler anderer wartender Gäste…

Aber heute ist es still. Hinter mir schließt der Mitarbeiter des Staatsbads leise die gläserne Eingangstür, damit sich nicht doch noch jemand anderes eingeladen fühlt, einzutreten.

Nach dem mittlerweile geübten Prozedere (Hände desinfizieren) darf ich erstmal richtig ankommen und das Foyer auf mich wirken lassen. Mein Ansprechpartner, der mich gleich in den Konzertsaal begleiten wird, gibt mir noch ein paar Informationen zu diesem außergewöhnlichen Baudenkmal: Die für ihre Akustik sehr gelobte Konzerthalle in Bad Salzuflen wurde 1963 eröffnet und ist ein beeindruckendes Beispiel der klassischen Bäderarchitektur dieser Zeit – gestaltet vom Architekten Wilhelm Müller. Seit 2005 steht die Halle unter Denkmalschutz. Das imposante Gebäude mit Flachdach unterteilt sich in das Foyer, den Konzertsaal und das Bühnenhaus.

Den Konzertsaal kann ich vom Foyer aus noch nicht einsehen. Wir steigen ein paar Stufen hoch und dann öffnet sich durch eine breite Doppeltür aus Holz der für mich spektakuläre Blick in die Halle: Wir stehen quasi ganz oben auf Höhe der letzten Zuschauerreihe und blicken „bergab“ in Richtung Bühne über die über 1.000 roten Sitzplätze der Halle hinweg. Die Halle ist lichtdurchflutet – dank der riesigen Fenster an beiden Seiten. Man kann in den Kurpark und in die Natur schauen. Dadurch entsteht fast das Gefühl, draußen zu sein. Diese wunderbare Halle gehörte heute nur mir ganz allein…!

 

Eine Darbietung musikalischer Leidenschaft und Sehnsucht

© dhb

Ich suche mir einen Platz aus. Die Akustik soll überall gleich gut sein, versichert mir der nette Herr vom Kurparkservice. Ich entscheide mich für einen Sitzplatz im vorderen rechten Bereich. Durch die ansteigenden Reihen hat man von überall einen prima Blick auf die Bühne.

Ich werde noch auf den Ausgang links durch die Glastür Richtung Kurpark aufmerksam gemacht – und danach bin ich allein in der Halle. Ein komisches Gefühl, oder sagen wir, ein ganz besonderes Gefühl. Denn ich fühle mich wohl und möchte in diesem Augenblick nirgendwo anders sein.

Wer und was heute gespielt wird, war bis zuletzt eine Überraschung. Durch das mir beim Eintritt in die Halle überreichte „musikalische Menü“ weiß ich jetzt aber Bescheid. Für mich spielt heute Laszlo Szabo das Cello. Es gibt Bach, Vivaldi, Saint-Säens, Marcello und Faure. Eine schöne und abwechslungsreiche Zusammenstellung. Auf meinem Menüplan heißt es „Einfach mal durchatmen und die Seele auftanken“. Das mache ich jetzt auch. Die sauber gespielten Klänge des Instruments durchströmen mich und mein Herz geht auf... Ich spüre, wie ich mich entspanne. Musik hören, könnte ich auch zu Hause. Aber es ist einfach ein großer Unterschied, einem Musiker beim Spielen zuschauen zu können, der sein wunderschönes Instrument mit so viel Herzblut spielt.

In der Ankündigung auf der Internetseite des Staatsbads Salzuflen hieß es, dass auch die Musiker die Auftritte vor Publikum schmerzlich vermissen. Das kann ich mir gut vorstellen – und ich spüre, dass es hier egal ist, ob nur ich oder noch 1.000 andere Menschen in der Halle sitzen. Es liegt Freude und gleichzeitig Sehnsucht in der Luft – Sehnsucht nach „normalen“ Zeiten.

Unsterbliche Kreativität und Dankbarkeit für die kleinen Dinge

© Staatsbad Salzuflen

Die 30 Minuten sind so schnell vorbei. Ich applaudiere am Ende vorsichtig – und merke dadurch wieder, dass etwas anders ist als sonst. Mein Applaus wirkt verloren und fast etwas verschämt. Aber der Musiker nimmt ihn dankbar entgegen und verneigt sich zum Abschluss. Die Freude ist echt und ehrlich, das kann ich sehen. Damit ist mein erstes unmittelbares Musikerlebnis nach Corona vorbei. Es wird mir unvergesslich bleiben!

Wenn man dieser Pandemie etwas Positives abgewinnen will, dann gehört dazu, dass auch in den schwierigsten Zeiten die Kreativität der Menschen bleibt. Und zum Beispiel Ideen wie diese Art von Konzerten entstehen. Positiv empfinde ich auch, dass wir – vor kurzem noch vom Überfluss an Möglichkeiten verwöhnt – die kleinen Momente des Glücks wieder zu schätzen lernen. So wie ich heute hier in der Konzerthalle in Bad Salzuflen. Ich hoffe sehr, dass mir von dieser Dankbarkeit für die kleinen Dinge auch nach der Pandemie noch etwas bleibt.

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