Gruppen-Retreat in Bad Oeynhausen

Der ZwischenRaum im Heilbad

Neue Formate für ein altes Prinzip

„Retreat? Was soll denn das schon wieder sein?“, fragte ich mich, als mir meine gute Freundin Sabrina von ihrem Unternehmen ZwischenRaum zum ersten Mal erzählt hatte. Schnell verstand ich, dass sich hinter dem modernen Retreat-Trend auch eine kollektive Sehnsucht meiner Generation verbarg. Eine Sehnsucht, welche meine Großeltern dazu veranlasst hatte, regelmäßig in Kurorte zu reisen. Wer wünscht sich in unserer hektischen Zeit nicht einen heilsamen Ort, an dem Rückzug vor der Geschwindigkeit des Alltags möglich ist? Wo man bei der Frage nach Gesundheit, Lebendigkeit und Selbstfindung an die Hand genommen und begleitet wird.

Wir führten viele Gesprächen über mögliche Synergien zwischen der Tradition der Kurorte und dem Format Retreat. Als Ergebnis konzipierten wir gemeinsam ein Gruppen-Retreat für unsere Heimat- und Kurstadt Bad Oeynhausen. Im Juni 2021 konnten wir unser erstes Gruppen-Retreat durchführen.

Innere Einkehr im Glashaus

© ZwischenRaum, C. Barnbeck

Fünf junge Frauen aus Mainz, Hamburg, Luxemburg und Oslo besuchten uns 13.08. – 15.08. in Bad Oeynhausen. Alle kamen mit ganz unterschiedlichen Fragen und Erwartungen, gemeinsam war Ihnen aber der Wunsch nach einer bewussten Auszeit für ihre persönlichen Lebensfragen.

Unser Seminarhaus für die nächsten vier Tage war ein Gewächshaus der ehemaligen Landesgartenschau im Aqua Magica-Park. Das gläserne Gebäude bot uns einen geschützten Rückzugsort, vermittelte aber allen Teilnehmerinnen, dass sie wie bei einer Kur trotzdem im öffentlichen Raum verweilen - niemand ist für sich allein, Ruhe und Selbstfindung setzen nicht Totenstille und Einsamkeit voraus.

Sabrina hatte den Raum liebevoll dekoriert. Blaue Sitzkissen, große Decken, frisch geschnittene Wildblumen und leise Musik verwandelten das Gewächshaus in eine Wohlfühl-Oase mit meditativem Charakter.

Unser Programm sah einen bewussten Wechsel zwischen mentalen und körperlichen Erfahrungen vor. Jeden Morgen kamen unsere Gäste vom Hotel zum Gewächshaus im Park. Atemübungen und Sinnesreisen eröffneten allmorgendlich das Programm. Sabrinas ruhige Stimme lenkte unsere Konzentration immer wieder auf die Wahrnehmung unseres Körpers und der Umwelt. Gerade am ersten Tag fiel es einigen Teilnehmerinnen und mir noch schwer, sich auf diese Reisen einzulassen. Die gewohnten Muster des Alltags nagten noch an uns. Ruhe und Fokus sind in unserer Zeit der ständigen Übersprunghandlungen manchmal gar nicht leicht zuzulassen.

Kaltes Morgenritual

© ZwischenRaum, R. Meyfeld

Nach dieser ersten Übung wurden unsere Gäste mit einer klassischen Kuranwendung direkt im Seminarraum konfrontiert. Im Gewächshaus bot ein Wasserschlauch die Gelegenheit, den Tag mit einem kalten Schenkelguss nach Kneipp zu beginnen. Ich übernahm selbst diese Aufgabe und war erstaunt über die begeisterten Reaktionen. Im Vorfeld hatte ich befürchtet, dass die nass-kalte Erfahrung mit viel Überredungskunst verbunden sein würde. Aber ganz im Gegenteil! In den folgenden Tagen wurde der morgendliche Guss regelrecht von den Teilnehmerinnen eingefordert. Die belebende und stärkende Wirkung des Wassers war für alle spürbar.  Danach leitete Sabrina die Gruppe wieder zur Beschäftigung mit ihren Lebensfragen über. Zeit für Reflektion - Flanieren durch die Parkanlagen, Gesprächsgruppen und eine offene Atmosphäre.  Langsam saugte uns alle der ZwischenRaum in seine geborgene, offene und menschliche Atmosphäre.  

 

Die ganze Welt der Kur

© ZwischenRaum, R. Meyfeld

In den folgenden Tagen führte ich die Gruppe in die traditionellen Prinzipien der Kur ein. Wir erkundeten gemeinsam die wunderschönen, historischen Badegebäude und ich vermittelte die heilsamen Aspekte von Park und Architektur. Wir führten gemeinsam Trinkkuren durch, badeten in den kräftigen Thermal- und Solequellen Bad Oeynhausens und besuchten das Kurorchester. Mit großer Begeisterung entdeckten wir gemeinsam eine Tradition zurück, welche unsere Großeltern noch gepflegt, unsere Eltern aber bereits vergessen hatten. Nichts davon fühlte sich verstaubt oder überholt an. Ganz im Gegenteil: Kuren, so waren wir uns schnell einig, sind topaktuell.

Sabrina schaffte es mit ihrem einfühlsamen Coaching, jede Teilnehmerin zu den zentralen Fragen ihrer aktuellen Lebenssituation zu leiten. Am letzten Tag verfassten sie Briefe an sich selbst. Sabrina sammelte diese ein und versprach, die Briefe in einem halben Jahr zurück an die Verfasserinnen zu schicken. Am Ende des Retreats blickten wir alle etwas wehmütig auf die gemeinsamen Erlebnisse. Die Zeit war viel zu schnell vergangen. Der ZwischenRaum hatten uns allen so viel Ruhe, Klarheit und Verbindung verschafft, dass wir kaum bereit waren, ihn wieder zu verlassen.
 

Nach dem ZwischenRaum – ein Resümee

© ZwischenRaum, S. Meyfeld

Noch heute, mehr als ein halbes Jahr später, gibt es Kontakt zwischen den Teilnehmerinnen, und viele sind die konkreten Schritte gegangen, die sie für sich im Retreat formuliert haben. Mittlerweile sind die ‚Briefe aus der Kur‘ angekommen, wir bereiten voller Vorfreude das kommende Retreat vor und unsere Teilnehmerin Valerie hat in ihren Worten so Resümee gezogen:  

Ich denke, dass man sich viele Erfahrungen im Leben nicht durch Zufall aussucht, sondern dass sie zu einem finden, so ging es mir auch mal wieder mit dem Retreat in Bad Oeynhausen. Ich hätte dieses schöne Kur-Örtchen mit seiner ganz eigenen interessanten Geschichte und seinen erholsamen Kulissen sehr wahrscheinlich anders nicht kennengelernt. Die paar Tage haben mir die Möglichkeit gegeben seit langem mal wieder Raum für mich zu schaffen, tatsächlich einen Zwischenraum in dem ich zur Ruhe kommen konnte und in dem ich inspirierende und liebenswerte Menschen kennenlernen durfte. Ich konnte durch die verschiedenen Übungen, Denkanstöße, Gespräche und den Gesundheits-Tipps vieles aus einer anderen Perspektive betrachten und mit auf den Weg nehmen. Danke an Sabrina, Christian und unsere Gruppe! Ich komme wieder :)