Mit dem Rad über den Diemelradweg und den Schmetterlings-Steig

Teil 1

Ein warmer Sommermorgen

Das Land rund um die tausendjährige Hansestadt Warburg ist bestimmt von grünen Feldern, plätschernden Bächen und Flüssen sowie vielfältiger Flora und Fauna. Beeindruckende Sehenswürdigkeiten gibt es hier ebenfalls reichlich zu entdecken. Da mich mein Rundgang durch die Innenstadt von Warburg schon begeistert hatte, nutze ich die Gelegenheit des schönen Wetters, um nun auch das Umland ein wenig zu erkunden. Von den sehr hilfsbereiten Mitarbeitern der Warburg Touristik bekomme ich freundlicherweise ein E-Bike für meine Erkundungstour zur Verfügung gestellt, mit dem ich mich an diesem angenehm warmen Sommermorgen von der Stadtverwaltung (A) aus auf den Weg mache. Von der Stadtverwaltung aus starte ich durch die erwachende Innenstadt Richtung Kuhlemühlenweg. Bald schon lasse ich die Stadt hinter mir und höre ihre Klänge in der Ferne verhallen, während ich unter einem Dach grüner Bäume fahre.

Umweltbewusstes Brauen in der Kuhlemühle

Einfahrt zur Brauerei Kohlschein mit Bäumen und Infoschild
© Steffen Gruß
Blick auf die Brauerei Kohlschein von grasbewachsener Anhöhe
© Steffen Gruß

Meinen ersten Stopp mache ich an der Warburger Brauerei (B) in der Kuhlemühle. Die kleine Privatbrauerei ist seit Anfang des 18. Jahrhunderts im Besitz der Familie Kohlschein, die großen Wert auf eine Mischung aus regionaler Tradition und Individualität legt. Zu Beginn wurde allerdings noch in wechselnden Räumlichkeiten innerhalb der Stadt gebraut, bis die Brauerei 1983 in die Kuhlemühle verlegt wurde. Umweltfreundlichkeit ist für die Familie Kohlschein ebenfalls ein wichtiges Thema. Mit dem Wasser der nahegelegenen Diemel wird hier über zwei Turbinen und eine Wasserkraftschnecke umweltfreundlicher Strom erzeugt. Dies führte dazu, dass die Brauerei als bislang einzige Brauerei Norddeutschlands als "Solarbier®"-Brauerei lizenziert wurde. Das Siegel steht für eine Produktion unter Einsatz erneuerbarer Energien. Wer dieses umweltfreundliche Bier gerne an seiner Quelle probieren möchte, kann es sich bei schönem Wetter im Biergarten bequem machen. Ich muss jetzt allerdings erst mal wieder weiter, da ich noch mehr entdecken möchte. 

Pferdezucht auf dem historischen Rittergut

Infotafel zur Pferdezucht auf Gut Dalheim
© Steffen Gruß
Einfahrt von Gut Dalheim mit Pferden auf sonniger Wiese
© Steffen Gruß

Nicht weit von der Kuhlemühle entfernt, befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite der Diemel das Gut Dalheim (C). Dieses ehemalige Rittergut wechselte im Laufe der Zeit mehrmals die Besitzer und wurde stückweise ergänzt, bis der Betrieb 1691 in den Besitz der Familie Albersmeier überging. Das 1698 erbaute Herrenhaus steht heute unter Denkmalschutz. Bis heute betreibt die Familie Albersmeier auf dem historischen Gut eine angesehene Pferdezucht und den Anbau von Getreide und Raps auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche von 117 ha. Außerdem dienen 40 ha Grünland der Weidehaltung und der Gewinnung von Grundfutter.

Eine besonders seltene Burg

Ruine der Holsterburg im Sonnenschein
© Steffen Gruß
Blick auf das Mauerwerk der Holsterburg von oben.
© Steffen Gruß

Auf und ab über weite Felder führt mich mein Weg weiter bis zur Ruine der Holsterburg (D). Diese beeindruckende Ausgrabungsstätte war ursprünglich eine um 1170/80 von den Edelherren von Holthausen (genannt Berkule) in einer strategisch wichtigen Lage „Am alten Postweg“ erbaute oktogonale Burg. Diese Art Burg war in Europa sehr selten und weist noch weitere Besonderheiten auf. So besaß die Burg bereits damals eine Zentralheizung, die mit Holz befeuert wurde und deren Überreste teilweise immer noch zwischen dem alten Mauerwerk sichtbar ist. Bei den Ausgrabungen wurden außerdem noch weitere, für das damalige Europa seltene Funde gemacht, wie z.B. ein Kamm aus Elfenbein. Aufgrund langanhaltender Konflikte, wurde die Burg samt zugehörigem Dorf im Jahr 1294 von mehreren Städten, darunter Warburg, unter Duldung des Paderborner Bischofs, zerstört. Für die Fachwelt war der Fund der Ruine von großer Bedeutung und sie bekam sogar einen Auftritt im ZDF in der Terra-X-Reihe „Supergrabungen“. Ich parke mein Rad am Rand der Ruine und besichtige die zahlreichen Infotafeln, die um sie herum aufgestellt wurden. Anschließend besteige ich eine der zwei kleinen Aussichtsplattformen, die einen guten Blick auf die Grundmauern der Burg ermöglichen. Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel und es wird hier auf dem freien Feld schon ordentlich warm. Ein großer Schluck aus der Eisteeflasche und weiter geht´s.

Lebensraum für Schmetterlinge und ein Kolumbarium im Kloster

Kolumbarium mit Kirche und Nebengebäude im Kloster Wormeln
© Steffen Gruß

Auf dem Weg nach Wormeln baue ich ein kleines Stück der Route des Diemeltaler Schmetterlings-Steigs mit in meine Radtour ein. Dieser 152 km lange Wanderweg führt auf und ab durch das Diemeltal und bietet Wanderern den Anblick einer vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Diese haben vor allem in den Kalkmagerrasen, die sich im Zuge von Waldrodungen und der anschließenden Beweidung mit Schafen und Ziegen in den vergangenen 1200 bis 1500 Jahren entwickelt haben, einen ausgezeichneten Lebensraum. Sie bilden durch ihren Mangel an Düngemitteln und Pestiziden außerdem einen idealen Lebensraum für viele Schmetterlingsarten, wodurch der Wanderweg zu seinem Namen kam. Mein Weg führt mich jedoch weiter ins Klosterdorf Wormeln, wo ich direkt von den Schlägen der Turmglocken begrüßt werde. Am Kloster, in dem sich heute ein Kolumbarium (G) befindet, mache ich meinen nächsten Zwischenstopp. Das Kloster wurde ursprünglich im Jahr 1256 für die Ordensschwestern der Zisterzienserinnen erbaut. Von den ehemals vier Gebäudeteilen des Klostergeländes stehen heute noch drei. Es lebten immer zwischen 15 bis 20 Nonnen im Kloster bis es 1810 zur Säkularisation ("Verweltlichung") kam und das Kloster als Gutshof genutzt wurde. Seit 2011 wird es als Kolumbarium genutzt. Es ist ein öffentlicher Friedhof der Stadt Warburg und bietet würdevolle Urnenbestattungen in Kammern aus Metall im Kreuzgang des ehemaligen Klosters. Wer neugierig geworden ist, wie so ein Kolumbarium aufgebaut ist, hat hier die Möglichkeit an einer virtuellen Führung teilzunehmen: https://bit.ly/3xN3Pgi Führungen vor Ort sind nach Vereinbarung möglich.

Mich zieht es jetzt weiter nach Germete. Über den 2. Teil meiner Radtour berichte ich im nächsten Beitrag. 

Bis dahin, euer Autor: Steffen Gruß

Karte der Tour

Karte der Radtour durch das Diemeltal
© Steffen Gruß

A: Stadtverwaltung Warburg

B: Kuhlemühle/Brauerei Kohlschein

C: Gut Dalheim

D: Holsterburg

E-G: Routenverlauf über Diemelradweg und Schmetterling-Steig nach Wormeln

G: Kloster/Kolumbarium Wormeln

G-I: Routenverlauf über Diemelradweg nach Germete

I: Sinnesgarten

J: Brücke über die Diemel

K: Flussbegegnungspunkt mit Wasserspielplatz

K-M: Routenverlauf zurück zur Stadtverwaltung Warburg

N: Parkplatz Desenberg

O: Burgruine Desenberg

 

Streckenlängen:

Warburg Stadtverwaltung -Kuhlemühle-Gut Dalheim-Holsterburg-Kolumbarium Wormeln-Sinnesgarten Germete-Flussbegegnungspunkt-Warburg Stadtverwaltung: ca. 20,7 km

Warburg Stadtverwaltung- Parkplatz am Desenberg-Desenberg Gipfel: ca. 3,4 km

Dauer der gesamten Tour: ca. 5,5 Stunden

Datum der Tour: 16.06.2021

 

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