Radelnd zwischen dem Hermann und der Lippe

Erlebnisbericht aus dem Teuto von Michelle Brockmann

Die Römer-Lippe-Route ist ein 400 Kilometer langer Radweg entlang der Lippe von Detmold bis nach Xanten. Namensgeber und thematischer Schwerpunkt dieser barrierefreien Fahrradroute ist die Römerkultur. Denn zur Zeit der römischen Expansion sollte auch das Gebiet zwischen Rhein und Elbe unter römische Herrschaft gebracht werden. Aus diesem Grund errichteten die Römer vor über 2000 Jahren entlang der Lippe zahlreicher Lager. In den Kämpfen der legendären Varusschlacht wurden die Römer besiegt. Spuren dieses geschichtlichen Ereignisses lassen sich ganz zu Anfang am Hermannsdenkmal entdecken. Auch das LWL-Freilichtmuseum zeigt durch historische Gebäude, Landnutzung und Gärten das landwirtschaftliche Leben in der Vergangenheit. Kleiner Tipp ganz zu Anfang:  Es lohnt sich definitiv, einen Tag mehr in Detmold und/oder in Horn-Bad Meinberg einzuplanen, da die beiden Städte sowohl für Kulturforscher als auch Naturentdecker eine Menge zu bieten haben.

Start beim Hermann

© Michelle Brockmann

Start der Römer-Lippe-Route war natürlich das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald. Den Wald erreichten wir mit dem fahrradfreundlichen Bahn- und Busverkehr sehr gut. Mein Freund und ich sind vom Hauptbahnhof in Detmold mit der Linie 703 zur Haltestelle Sternenschanze gefahren und sind von dort aus weiter mit den Fahrrändern nach oben zum Denkmal gewandert. An Wochenenden und Feiertagen zwischen Ostern und dem 1. November kann man mit der TouristikLinie 792 auch direkt und bequem vom Bahnhof bis zum Hermannsdenkmal fahren.

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Auf jeder Fahrt ist ein Fahrradanhänger dabei, was somit eine Fahrradmitnahme garantiert. Auch wenn sich die Wanderung durch den Wald in die Höhe etwas anstrengend gestaltet, der Aufstieg lohnt sich, denn das Denkmal und die Aussicht sind sehr beeindruckend. Zudem sollte man als Radfahrer nie vergessen: Da wo es anstrengend bergauf geht, geht es nachher auch wieder entspannt bergab und bei dieser Route geht es definitiv häufiger bergab.

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Das Denkmal, welches 1838 zur Erinnerung an die Varusschlacht und den Sieg der Germanen mithilfe des Cheruskerfürsten Arminius auf der 386 Meter hohen Grotenburg in Hiddesen erbaut wurde, kann nicht nur von unten betrachtet, sondern auch bestiegen werden. Das Ticket für den Aufstieg kostet für Erwachsene drei und für Kinder zwei Euro, kann aber auch als ein preisvergünstigtes Kombi-Ticket zusammen für die Besteigung der Externsteine erworben werden. Ein unglaublicher Ausblick auf die wunderschönen Baumkronen ist garantiert. Vor allem im Herbst leuchten diese in prächtigen gelben und roten Farben - einfach herrlich. Weitere Infos dazu als auch zu den geschichtlichen Hintergründen des Denkmals bekommt Ihr in der Tourist-Information.

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Ein Sportangebot für Groß und Klein ist zudem der Kletterpark, um sich dort noch einmal richtig auszupowern und den Wald aus weiteren unterschiedlichen Perspektiven zu erkunden. Für den kleinen Hunger bietet das Restaurant am Hermannsdenkmal deftige und süße Speisen im natürlichen und historischen Ambiente.

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Weiter ging es mit dem Rad den Teutoburger Wald hinunter auf eine sehr gut ausgebaute Straße. Der Vogelpark Heiligenkirchen befindet sich ganz in der Nähe des Hermannsdenkmals und lohnt sich ebenfalls für einen kleinen Abstecher. Allein für diese schnelle Abfahrt mit dem atemberaubenden Ausblick auf Detmold von der Höhe aus und dem Duft des Waldes hat sich der Aufstieg schon gelohnt. Gemütlich ging es weiter in die sehenswerte Detmolder Innenstadt.

Detmold - Die Stadt der Geschichte und Musik

© Michelle Brockmann

Detmold ist eine wundervolle Stadt mit 75.000 Einwohnern und damit die größte Stadt im Kreis Lippe. Detmold behauptet sich als musikalisches Städtchen mit international anerkannten Preisträgern. Eine kleine Visite der Hochschule für Musik lohnt sich: Häufig gibt es abendliche Abschlusskonzerte der Studierenden auf hohem Niveau, die kostenlos besucht werden können.

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Mit dem Rad kamen wir an dem lippischen Landesmuseum vorbei, welches 1835 als Naturhistorisches Museum gegründet wurde und eine faszinierende Sammlung der lippischen Kulturgüter aus den Bereichen der Naturkunde, Ur- und Frühgeschichte, Landesgeschichte Volkskunst etc. zeigt. Weiter Richtung Innenstadt könnt Ihr auch bei der Tourist-Information vorbeischauen, die Euch ein paar Tipps zu Detmold und den Besonderheiten geben kann.

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Das Residenzschloss gleich um die Ecke bietet geschichtliche Nostalgie und einen natürlichen Ruhepol in der Stadt. Direkt von da aus gelangten wir in die Innenstadt am Rathaus vorbei in Richtung Parklandschaft Friedrichstal.

Das entlang der Strecke liegende Freilichtmuseum ist für einen Besuch zwischen dem 2. April und 31. Oktober geöffnet. Es ist übrigens das größte Freilichtmuseum Deutschlands. Auf einem wunderschönen Weg umringt von herbstlichen Laubbäumen am Berlebecker Fluss entlang fuhren wir zum Detmolder Vorort Heiligenkirchen.

Wunderschöner Radweg durch die Felder mit Zwischenstopp in Heiligenkirchen

© Michelle Brockmann

Idyllisch und verspielt begegnete uns dieser Stadtteil mit seiner evangelisch-reformierten Kirche, vor der sich ein kleines Haus befindet. Beide Gebäude wurden schon auf unzähligen Gemälden abgebildet. In dem Haus gibt es viele interessante Dinge zu entdecken. Da wir die Familie sogar kennen, konnten wir dort einen kleinen Zwischenstopp einlegen und wurden von unseren Bekannten herzlichst mit Tee und Keksen empfangen.

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Das Gebäde hat sehr viele Geschichten zu erzählen: zum Beispiel sagt man, hier solle es noch spuken. Trotz Abschließen ging die Tür nachts des Öfteren plötzlich auf. Beängstigend, oder? Andere sagen, auf der Dachscheune seien im zweiten Weltkrieg Juden versteckt worden, um diese zu schützen. Zudem werden dort häufig museumsreife Fundstücke gefunden, wie zum Beispiel Bücher aus dem 18. Jahrhundert, alte Lederschuhe oder ein Radiumtrinkbecher. Durch diese merkwürdigen Vorkommnisse hat es das Haus bereits in die Serie von Sky Du Mont „Haunted – Seelen ohne Frieden“ schon ins Fernsehen geschafft.

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Abgesehen davon ist Heiligenkirchen auch ein guter Platz, um etwas länger zu verweilen. Die Adlerwarte im Nachbarort Berlebeck, ein Vogel- und Blumenpark stehen dafür zur Verfügung, ebenso wie ein Freibad, das sich in unmittelbarer Nähe befindet und in den Sommermonaten eine tolle Erfrischung bietet. Nach vielen tollen Eindrücken ging es weiter durch die idyllisch, malerische Herbstlandschaft Richtung Horn-Bad Meinberg zu den berühmten Externsteinen.

Gigantische Felsen mitten im Wald – Die Externsteine

© Michelle Brockmann

Nachdem uns schon die Natürlichkeit und Schönheit des Waldes beeindruckt haben, gelangten wir zu den legendären Externsteinen, die, wie schon zuvor erwähnt, ebenfalls eine Aussicht von oben gewähren. Sehenswert sind auch die Grotten, die Ihr bei Führungen besichtigen könnt. Um das bekannte Natur- und Kulturdenkmal befindet sich ein See, in dem sich die bizarren Felsen bei gutem Wetter herrlich spiegeln. Die Atmosphäre wirkt magisch – Forscher und Archäologen beschäftigen sich immer noch mit den mystischen Steinen, die seit Jahrhunderten Gegenstand widersprüchlicher Deutungen sind.

Weiter ging es durch den dichten, herbstlichen Teutoburger Wald Richtung Schlangen.

Schlangen und seine Fürstenallee

Nach einer entspannten Fahrt durch den Teutoburger Wald und die Felder gelangten wir zur Fürstenallee in Schlagen, welche von alten riesigen Bäumen umringt ist, die zum Natur- und Kulturdenkmal im Raum Lippe zählen. Auf dem Weg lässt sich auch eine kleine Rast auf gemütlichen, zurechtgeschnitten Baumstämmen von der Objektwerkstatt einlegen. Kleiner Tipp: Wer selbst handwerklich und holztechnisch kreativ werden will, kann auch Workshops bei der Objektwerkstatt einlegen. Erholt und munter ging es weiter Richtung Bad Lippspringe.

Die Quelle der Lippe

© Michelle Brockmann

Der Weg zur Lippequelle führt zunächst durch den schönen Jordanpark mit dem Dedinger-Heide-See, welcher auch Spielplätze bereithält. Nach kurzer Zeit gelangen wir zu der Lippequelle im Arminiuspark. Dem salzigen mineralreichen Wasser wird auch eine heilende Wirkung zugesagt. Am Besten fahrt Ihr dort einmal hin und probiert es selbst.

Die Gartenschau Bad Lippspringe ist auch ein berühmtes Ausflugsziel, das das ganze Jahr von 10 bis 17 Uhr und in der Hauptsaison von April bis Oktober sogar von 9 bis 19 Uhr geöffnet hat.

Endspurt nach Paderborn

© Michelle Brockmann

Nun begann der Endspurt in Richtung der Universitätsstadt Paderborn. Hier entspringt der kürzeste Fluss Deutschlands – die Pader, die im Paderquellgebiet mit seinen 200 Quellen entspringt. Als ich diesen Fluss zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich meinen Augen kaum trauen, denn er ist unglaublich klar und schön. Das Paderquellgebiet ist ein sehr schön angelegter Park mit kleinen, verspielten Brücken und einer schönen Beleuchtung am Abend. Hier lässt es sich prima verweilen. Zudem befinden sich ringsherum viele einzigartige Restaurants und Cafés. Empfehlenswert ist auch eine kleine Fahrt entlang der Pader in den Paderwiesen. Bekannt ist Paderborn auch für sein Heinz-Nixdorf-Museum, welches sich als größtes Computer-Museum der Welt behaupten kann.

Römer-Lippe-Route? Auf jeden Fall!

© Michelle Brockmann

Auf der Römer-Lippe-Route erwarten Euch viel Geschichtliches, aber auch Natur und kulturelle Highlights. Die Radstrecke ist trotz einiger Höhenunterschiede sehr gut befahrbar und bietet gerade deswegen atemberaubende Ausblicke auf die Landschaften des Teutoburger Waldes. Durch die historischen Denkmäler mit zusätzlichen Informationstafeln wurde die Route sehr informativ gestaltet.

Zur Route
Tipp!

Paderborner Land

© Touristikzentrale Paderborner Land e. V.
Tipp!

Radfahren im Wittekindsland

 

© Teutoburger Wald Tourismus, M. Schoberer